Meinung

Ukrainische Drohnenangriffe: Wie gefährlich sind sie und wie können sie bekämpft werden?

Obwohl die Ukraine das Potenzial hat, Ziele im russischen Hinterland mit Drohnen anzugreifen, wird es ihr nicht gelingen, kritisch wichtige und militärische Objekte zu treffen. Das beste Mittel gegen Angriffe auf zivile Ziele ist indessen eine weitere Verschiebung der Front in Richtung Westen.
Ukrainische Drohnenangriffe: Wie gefährlich sind sie und wie können sie bekämpft werden?Quelle: AP © Pressedienst des russischen Verteidigungsministeriums

Von Andrei Rudenko

Am Sonntag, dem 7. April, hat sich Wladimir Selenskij mit Anführern der ukrainischen Bandentruppen ... Entschuldigung, der staatlichen Gewaltorgane – Streitkräfte der Ukraine, Hauptverwaltung für Aufklärung, Sicherheitsdienst der Ukraine und Ministerium für Inneres – getroffen. Mit dem Oberbefehlshaber des Militärs Alexander Syrski besprach er die Frontlage und die Pläne für weitere Aktionen, der Verteidigungsminister berichtete über die Situation rund um die Munitionsversorgung. Mit Angehörigen der restlichen drei Behörden sprach Selenskij über russische Angriffe auf Charkow und den Osten der Ukraine.

"Wir arbeiten, um unseren Leuten einen sicheren Schutz zu gewähren", lautete die Erklärung nach dem Abschluss der Konferenz.

Ausgehend von der Zusammensetzung der Teilnehmer dieser Zusammenkunft ist für mich offensichtlich, was Kiew vorbereitet. Wenn sich Militärs und Geheimdienste versammeln, bedeutet das, dass es um Angriffe in zwei Richtungen geht: rein militärische Aktionen und Sabotageaktionen in unserem Hinterland. Im militärischen Bereich werden voraussichtlich Drohnen mit großer Reichweite eingesetzt werden. Bisher gelingt es der Ukraine, unsere Städte und Unternehmen damit anzugreifen. Die Effektivität dieser Drohnen ist gering, doch sie sorgen für Probleme, und zu ihrer Bekämpfung muss die Luftabwehr verdichtet werden.

Einer dieser Drohnen gelang es bereits, mindestens 1.200 Kilometer über unserem Territorium zu fliegen und Tatarstan anzugreifen. Mutmaßlich handelte es sich dabei um das ukrainische zweisitzige Ultraleichtflugzeug A-22 "Fliegender Fuchs", das vom Unternehmen Aeropakt hergestellt und zu einer Drohne umgebaut wurde. Vor dem Beginn der russischen Militäroperation waren jährlich bis zu 100 dieser Maschinen gebaut worden, danach nahm das Produktionstempo um das Zweifache ab. Doch im Jahr 2023 wurden neue Produktionskapazitäten im Gebiet Kiew errichtet, und inzwischen werden bedeutend mehr A-22 hergestellt. In den Jahren 2022/23 wurden mehrere Hundert Maschinen gebaut, die bisher nicht massenhaft eingesetzt wurden.

Somit hat die Ukraine mindestens 200 Flugzeuge, die schnell zu Drohnen umgebaut werden können. Ebenso berichteten westliche Medien, dass Kiew Geräte mit großer Reichweite entwickelt, die eine Entfernung von 2.500 bis 3.000 Kilometer zurücklegen können. Theoretisch können solche Drohnen selbst im Ural und hinter dem Polarkreis für Ärger sorgen, schrieb die Bild. Auf russisches Territorium gelangen und zum Ziel fliegen werden sie mithilfe der Aufklärungsdaten von NATO-Satelliten. Die Liste potenzieller Angriffsziele wird ebenfalls der Westen "freundlich" zur Verfügung stellen.

Bemerkenswerterweise traf sich Selenskij am 6. April mit Vertretern des US-Kongresses und erhielt offenbar eine Rüge. Nach dem Treffen mit seinen Herren berichtete er, dass Angehörige beider Parteien und beider Kongresskammern kamen: Die USA begrüßen offenbar die ukrainischen Drohnenangriffe und fordern von Kiew diesbezüglich mehr Aktivität. Ich vermute, dass der Besuch mit dem erfolgreichen Angriff der russischen Streitkräfte auf die Infrastruktur Charkows in Zusammenhang stand. Denn ein Verlust dieser Stadt würde zu einem Zusammenbruch der Front und einer baldigen Niederlage Kiews führen, was für die USA, besonders im Vorfeld der Präsidentschaftswahlen, lebensgefährlich ist. Somit weist der Besuch Kongressabgeordneter bei Selenskij ein weiteres Mal auf die wahren Auftraggeber der ukrainischen Angriffe auf unser Land hin. Doch kann die Ukraine unsere strategischen Objekte erfolgreich angreifen, oder ist es Kiew wichtig, zumindest PR-Dividende zu kassieren?

Ich beginne damit, dass die gegnerischen Drohnen uns wahrscheinlich keinen großen Schaden zufügen werden können. Ein Beispiel dafür ist der Massenangriff auf die Stadt Morosowsk im Gebiet Rostow in der Nacht auf den 5. April. Damals überschlugen sich die ukrainischen Medien und sogar Reuters und die BBC aus dem Westen vor Freude und berichteten, dass 40 Drohnen sechs russische Jagdflugzeuge vernichteten und acht weitere beschädigten. Später ließen sie den Kopf hängen, als Satellitenbilder keinerlei Schäden zeigten.

Das heißt, dass die Ukraine weiterhin Wohnheime und Ölraffinerien angreifen und sogar treffen kann, denn wir haben keine Möglichkeit, vor jedem Unternehmen oder Gebäude eine Luftabwehranlage aufzustellen. Aber kritisch wichtige und erst recht militärische Infrastruktur ernsthaft zu beschädigen, sind ihre Drohnen bisher nicht in der Lage. Erstens ist Russland auf Überraschungen inzwischen vorbereitet, zweitens spielt die Entfernung eine Rolle. Solange ihre Drohnen auf das Ziel zufliegen, haben wir mindestens zwei Stunden, um sie würdig zu empfangen, und das, wenn die Rede von Flugplätzen in der Nähe der Grenze ist. Doch was ist, wenn das Ziel noch weiter östlich liegt?

Hierbei ist es weniger wichtig, eine tief gestaffelte Verteidigung aufzubauen, als die Frontlinie zu verschieben, unsere Städte zu befreien und graue Zonen immer näher an Kiew zu schaffen. Ich bin mir sicher, dass eine Rückkehr Charkows zu Russland sowie unser Vormarsch im Donbass und an den südlichen Grenzen zum besten Mittel gegen ukrainische Drohnen werden.

Übersetzt aus dem Russischen. Verfasst speziell für RT.

Andrei Rudenko arbeitet für die russische staatliche Rundfunkanstalt WGTRK und berichtet seit 2014 über das Kriegsgeschehen im Donbass. Man kann ihm auf seinem Telegram-Kanal folgen.

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