Deutschland

Bruchteil aller Obdachlosen: 178.000 Wohnungslose lebten im Januar in Unterkünften

Die meisten der erfassten Wohnungslosen leben in Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen. Bundesweit wurden bis Ende Januar 178.000 gezählt, darunter Tausende Kinder. Insgesamt ist die Dunkelziffer jedoch wohl hoch, da viele bisher nicht in den Zahlen auftauchen.
Bruchteil aller Obdachlosen: 178.000 Wohnungslose lebten im Januar in UnterkünftenQuelle: www.globallookpress.com © Jürgen Ritter / imago-images/ Global Look Press

In Deutschland sind Ende Januar dieses Jahres rund 178.000 wohnungslose Menschen in Not- und Gemeinschaftsunterkünften sowie vorübergehenden Übernachtungsmöglichkeiten untergebracht gewesen. Die deutliche Mehrheit davon waren mit 62 Prozent Männer, wie das Statistische Bundesamt am Donnerstag in Wiesbaden mitteilte.

Die erstmals erstellte Statistik basiert demnach auf Meldungen von Kommunen und Einrichtungen. Bundessozialminister Hubertus Heil (SPD) stellte fest: "Wohnungslosigkeit hat viele Gesichter und ist nicht immer auf den ersten Blick zu erkennen."

Wie viele Menschen tatsächlich wohnungslos sind und etwa auch obdachlos auf der Straße oder bei Bekannten untergekommen sind, wird in der Statistik bisher nicht erfasst. Umfassende Gesamtzahlen soll erstmals eine neue Erhebung liefern, wie Heils Ministerium in Berlin mitteilte.

Den absoluten Zahlen des Statistischen Bundesamts zufolge lebten mit jeweils knapp 36.000 Menschen Ende Januar die meisten Wohnungslosen in Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen in den Unterkünften, gefolgt von Berlin mit knapp 26.000 Personen. Am wenigsten untergebrachte Wohnungslose gab es zum Stichtag 31. Januar 2022 in Sachsen-Anhalt (365 Personen), Mecklenburg-Vorpommern (405) und Bremen (790). Proportional zur Bevölkerung stehen wie andernorts auch üblich die Metropolen vorne, an erster Stelle Hamburg, gefolgt von Berlin.

"Die jetzt veröffentlichten Zahlen sind ein wichtiger Schritt und besser als bisherige Schätzungen", so die stellvertretende Hauptgeschäftsführerin des Deutschen Städtetags, Verena Göppert.

Durchschnittlich waren die Betroffenen zum Stichtag 32 Jahre alt. Mehr als ein Drittel von ihnen (37 Prozent) war jünger als 25 Jahre, und knapp fünf Prozent der Personen war 65 Jahre und älter.

Knapp 74.000 der untergebrachten Wohnungslosen waren alleinstehend, ein Drittel oder knapp 59.000 waren innerhalb eines gemeinsamen Haushalts als Familie beziehungsweise als Paar mit Kindern untergebracht. Rund 23.000 Personen oder 13 Prozent einschließlich der Kinder lebten während der Unterbringung in einem Alleinerziehenden-Haushalt. Drei Prozent der Betroffenen waren als Paare ohne Kinder untergebracht, für die übrigen zehn Prozent galt der Haushaltstyp "sonstiger Mehrpersonenhaushalt", oder der Haushaltstyp war unbekannt.

Rund ein Drittel (31 Prozent) der Betroffenen hatte die deutsche Staatsangehörigkeit, 64 Prozent waren ausländische Staatsbürger. Bei knapp fünf Prozent der Personen lagen entweder keine Angaben zur Staatsangehörigkeit vor, diese war ungeklärt oder es handelte sich um Staatenlose, wie die Statistiker erläuterten.

Die Bundesministerien für Soziales und Bau teilten mit, mit seiner Statistik erfülle das Bundesamt einen Auftrag aus dem 2020 beschlossenen Gesetz zur Wohnungslosenberichterstattung. Im Sinne des Gesetzes besteht Wohnungslosigkeit, wenn die Nutzung einer Wohnung durch eine Person oder eine Mehrheit von Personen desselben Haushalts weder durch einen Mietvertrag oder einen Pachtvertrag noch durch ein dingliches Recht abgesichert ist oder aus sonstigen Gründen nicht zur Verfügung steht.

Zu den erfassten Personen zählen Wohnungslose, die in Not- und Gemeinschaftsunterkünften oder gegebenenfalls auch gewerblichen Unterkünften wie Hotels oder gewerblichen Gemeinschaftsunterkünften und Normalwohnraum untergebracht sind, sofern er ihnen vorübergehend überlassen wird, ohne dass dadurch die Wohnungslosigkeit beendet wird.

Nicht erfasst sind unter anderem Personen, die bei Freunden, Familien oder Bekannten unterkommen, und Obdachlose, die ohne jede Unterkunft auf der Straße leben. Auch Personen, die zwar in einer Einrichtung untergebracht sind, deren Ziel aber nicht das Ende von Wohnungs- oder Obdachlosigkeit ist – so beispielsweise Bewohner von Pflegeeinrichtungen, von Heimen für Menschen mit Behinderung, von Frauenhäusern, von Suchtkliniken oder von betreuten Wohnungen der Jugendhilfe –, sind ebenfalls nicht Teil der Erhebung.

"Der betroffene Personenkreis stellt jedoch nur einen Ausschnitt aller Wohnungslosen dar", so die Ministerien. Ergänzend sei eine umfangreiche repräsentative Erhebung in Auftrag gegeben worden, die bundesweit verlässliche Zahlen zur Wohnungslosigkeit liefere – unter anderem auch zur Straßenobdachlosigkeit.

Heil sagte, mit der geplanten besseren Datenbasis solle auch der Blick des Sozialstaats auf das Thema Wohnungslosigkeit geschärft werden. "Auf dieser Grundlage können wir zielgenaue Hilfen entwickeln, um das Übel der Wohnungslosigkeit zurückzudrängen."

Bauministerin Klara Geywitz (SPD) betonte: "Menschen ohne Obdach sind oft schutzlos." Deshalb stärke die Regierung etwa den sozialen Wohnungsbau. In einem Wohnungslosenbericht solle im Herbst ein Gesamtüberblick gegeben werden. Das Ziel sei es, "die Obdach- und Wohnungslosigkeit in Deutschland bis 2030 zu überwinden".

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