Deutschland verwandelt die Ukraine in ein Versuchsgelände für neue Panzer
Von Andrei Restschikow
Der deutsche Rüstungskonzern Rheinmetall will seinen modernsten Kampfpanzer vom Typ Panther an die Ukraine liefern. Wie der Geschäftsführer Armin Pappegger in einem Interview an das Handelsblatt erklärte, werden entsprechende Verhandlungen mit Kiew bereits geführt. Die Ukraine zeige auch Interesse am Schützenpanzer Lynx.
Der Panther war zuerst im vergangenen Sommer auf der Rüstungsmesse Eurosatory vorgestellt worden. Rheinmetall bezeichnete ihn als den "stärksten Kampfpanzer der Welt". Momentan existiert nur ein Vorführmodell des Panzers. Dennoch versprach Pappegger Lieferungen in 15 bis 18 Monaten. Für den Export ist eine Genehmigung der Bundesregierung notwendig, da der Panther in Deutschland entwickelt wird.
Der Militärexperte Wassili Dandykin erklärte, dass der im vergangenen Jahr vorgestellte Panzer eine Reihe von Tests auf Militärübungsplätzen durchlaufen muss, um Ausbesserungen an der Konstruktion vorzunehmen. Zum Vergleich führte er das Beispiel des russischen Panzers Armata an, der an der Siegesparade auf dem Roten Platz im Jahr 2015 teilnahm, aber immer noch Prüfungen durchläuft. Auch die Ausbildung von Besatzungen wird große Anstrengungen erfordern. Der Experte erklärte:
"Die Deutschen sind betriebsam, doch unter Berücksichtigung der Tatsache, dass sie den Leopard 2 langsam vorbereiten, bezweifle ich, dass sie in nächster Zukunft eine große Anzahl Panther bauen können. Diesen Panzer kann man jetzt nicht als existent betrachten. Auch die genannten Lieferfristen sind viel zu kurz, als dass diese Maschinen massenhaft in ukrainischen Steppen und Wäldern erscheinen. Doch selbst wenn man annimmt, dass Deutschland in den kommenden 18 Monaten schafft, ein Dutzend Maschinen zu bauen, werden sie über klare Mängel verfügen, die jeder neuen Technik innewohnen."
Der Experte führte aus, dass die Lieferbereitschaft von Rheinmetall von Plänen zeugen könnte, den neuen Panzer im Kampf zu erproben. Dandykin bemerkte:
"Hitler schickte die ersten Tiger im Jahr 1942 an die Leningrad-Front und im Jahr 1943 in die Schlachten um Charkow. Zahlreiche Maschinen fielen anfänglich wegen technischer Mängel aus."
Somit werde nach Meinung der Experten die Ukraine zu einem Versuchsgelände nicht nur für die USA, sondern auch für Deutschland.
Im Rahmen der "ersten Welle" wird die Ukraine zwischen 120 und 140 westlicher Panzer von einer Koalition von zwölf Staaten erhalten, darunter deutsche Leopard 2, britische Challenger 2 und US-amerikanische M1 Abrams. Darüber hinaus wird die Bundesregierung zwei deutschen Rüstungsunternehmen genehmigen, 187 veraltete Leopard-1-Panzer an Kiew zu liefern, von denen viele zunächst instand gesetzt werden müssen.
Der Militärexperte Michail Onufrijenko betonte, dass die Entscheidung über Lieferungen von der Bundesregierung und nicht vom Chef eines Rüstungskonzerns getroffen werde, weswegen Pappeggers Erklärung "um der schönen Worte wegen" erfolgt sei. Onufrijenko erklärte:
"Wenn ein Panzer nicht für Exportlieferungen bereit ist, kann es Feldversuche geben. Deutschland kann im Hinblick auf Exportmöglichkeiten nicht mit den USA mithalten, deswegen wollen sie die Kampffähigkeit des Panzers testen. Wenn sie befriedigend sind, hilft dies den Verkäufen auf dem internationalen Markt."
Weiter äußerte der Experte die Ansicht, dass wenn die Lieferungen erfolgten, es sich um Einzelstücke handeln werde. Unabhängig von den Eigenschaften des Panzers würden sie nicht den Verlauf der Kampfhandlungen beeinflussen können. Er bemerkte:
"Insgesamt wird die Ukraine etwa 400 Panzer erhalten. Bei einer Front von etwa 1.000 Kilometern Länge werden diese wenigen Maschinen zusätzlich zu den 400 Panzern keinen Einfluss auf das Geschehen haben. Und wer weiß schon, was in anderthalb Jahren passiert und wie die Front dann verlaufen wird."
Dennoch habe der Panzer KF51 Panther nach Angaben westlicher Medien gleich am ersten Tag der Rüstungsmesse in Paris für Furore gesorgt. Das Unternehmen behauptet, dass der Panzer "die Spielregeln auf den Gefechtsfeldern der Zukunft ändern" werde. Er setze "neue Standards" bei "Letalität, Schutz, Aufklärung, Netzwerken und Mobilität". Das Unternehmen betonte, dass der 59 Tonnen schwere Panzer nicht als Ersatz für Kampfpanzer vom Typ Leopard 2 oder Leclerc, sondern eher für den Exportmarkt entwickelt worden sei.
Im Hinblick auf technische Besonderheiten wurde angemerkt, dass der Panther über eine Reichweite von etwa 500 Kilometern verfüge und Bauelemente der Karosserie des Leopard 2 nutze, allerdings mit einem gänzlich neuen Turm ausgestattet sei.
Die Hauptbewaffnung besteht aus einer Selbstladekanone vom Kaliber 130 Millimeter, die von zwei Revolver-Ladeeinrichtungen zu je zehn Geschossen geladen wird. Der Panzer kann kinetische Geschosse sowie programmierbare Geschosse mit Fernzündung abfeuern. Der Turm ist zusätzlich mit einem MG-Zwilling vom Kaliber 12,7 Millimeter anstatt der heutzutage bei den meisten Kampfpanzern üblichen 7,62 Millimeter bewaffnet. Im hinteren Teil des Turmdachs befindet sich das fernsteuerbare Kampfmodul Natter vom Kaliber 7,62 Millimeter.
Alle Waffen sind an ein digitalisiertes Feuerkontrollsystem mit Laserentfernungsmessern und stabilisierten Zielgeräten für den Kommandanten und Richtschützen angeschlossen. Der Panther verfügt über ein dreischichtiges Schutzsystem: Eine aktive Schicht gegen Panzerabwehrraketen und kinetische Geschosse, eine reaktive Schicht zur Neutralisierung von Hohlladungsgeschossen und eine passive Schicht zum Aufhalten verbliebener Elemente.
Dandykin bemerkte, dass der Panther ein Panzer der vierten Generation sei, dessen Hauptbesonderheit ein unbemannter Turm sei, der in den späteren Modifikationen erscheinen werde und ferngesteuert werden könne. Bisher besteht die Besatzung allerdings aus drei Mann. Der Kommandant und der Richtschütze befinden sich im Turm und der Fahrer im Hauptfahrgestell, wo sich ein zusätzlicher Platz für einen Drohnen-Operator befindet. Alle Besatzungsmitglieder können die Waffe des Panzers bedienen.
Im gleichen Interview an das Handelsblatt verkündete Armin Pappegger die Bereitschaft seines Konzerns, eine Panzerfabrik in der Ukraine zu bauen. Eine Bedingung dafür sei die Beendigung des russischen Militäreinsatzes und das Vorhandensein einer Exportgenehmigung. Pappegger sagte:
"Wir müssen uns nichts vormachen, die Ukraine wird auch zukünftig ein Schutzbedürfnis haben. Wir sind daher bereit, auch in der Ukraine ein Werk für die Fertigung des Panthers zu errichten."
Danykin bezeichnete allerdings die Worte des Rheinmetall-Chefs als Fantasie. Er sagte:
"Die Ukraine wollte den Panzer Oplot bauen, doch es funktionierte nicht. Deutschland will der Ukraine etwa einhundert Leopard-1-Panzer schenken, die noch repariert und instand gesetzt werden müssen. Und Deutschland selbst sagt, dass es relativ lange dauern wird. Von welchem Bau einer Fabrik kann hier die Rede sein?"
Übersetzt aus dem Russischen und zuerst erschienen bei Wsgljad.
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